Am Sonntag Nachmittag kamen dann unsere Gastfamilien und haben uns abgeholt. Niemand von uns war jemals SO angespannt und aufgeregt wie zu dem Zeitpunkt. Wir standen am Fenster wie so Waisenkinder die gleich adoptiert werden. Man weiß ja auch nicht wie man die Leute begrüßen soll, bei denen man für 1Jahr wohnt, oder was man zu ihnen sagen soll, vorallem, wenn man die Sprache nicht kan. Als ich dann gerufen wurde, um meine Familie in Empfang zu nehmen, bin ich fast geplatzt vor Nervosität. Aber alles war super. Meine Gasteltern Iliana und Julio und 2 meiner Gastschwestern, Fer und Mari, haben mich suuuper herzlich gedrückt und auch ganz viel geredet, so ist nicht dieses bekannte hässliche Schweigen entstanden. Nachdem die Gasteltern noch einen Vortrag hatten, sind wir nach Hause. Erster Unterschied zu Deutschland: Das Autofahren. Anschnallen? NÖ. Ampeln beachten ? Nö. Tempolimit ? Queloque? Circa die Hälfte der Autos auf Argentinischen Straßen würde nicht durch den deutschen Tüv kommen, ganz sicher. Aber egal, es fährt und man kommt ans Ziel. Dann haben sie mir das Haus gezeigt und es ist .. klein. Aber fein. Hehe. Ich teile ein circa 9 m2 Zimmer mit Fer. Es gibt ein Stockbett und einen Schrank, aber Julio (Tischler) baut mir jetzt auch noch einen Schrank :-) Das Bett ist bequem, aber da bin ich eh nicht anspruchsvoll. Unterschied: Es gibt keine Spülmaschine, keine Mikrowelle, keinen Trockner. Aber man kommt auch ohne klar, wenn man sich drauf einlässt.
Die Familie ist super nett zu mir und gibt sich sehr Mühe, langsam zu sprechen und es mir hier so heimisch wie möglich zu machen. Klar vermisse ich oft meine Familie, mein Zimmer und meine Freunde aber es ist wirlich okay. Am selben Abend wurde ich dann gleich 2 von Fers Freunden und gleichzeitig Klassenkameraden vorgestellt, Coty und Sofy. Die sind super mega witzig und ich glaube, könnte ich die Witze verstehen, würde ich die ganze Zeit lachen.
Gestern haben wir dann mein neues Handy gekauft, da mein iPhone hier nicht funktioniert, was mich seeeehr traurig macht :-( ich hab jetzt son etwas älteres Nokia, aber mit Internet und das war das wichtigste: Whatsapppppppp . Wie genau das mit dem bezahlen funktioniert hab ich auch nach 6 mal erklären nicht verstanden, aber ich werds ja merken.
Dann war ich mit Fer beim Handball. Hier hat man als Mädchen auf der Schule die Wahl zwischen Handball, Volleyball und Gym (Ausgesprochen: Chim), so eine Art Arobic. Ich wollte hier ja eigentlich wieder Volleyball spielen wie in Deutschland, allerdings außerhalb der Schule, desshalb fang ich jetzt mit Handball an (das Niveau vom Sport ist hier nicht ganz so hoch).
Abends waren wir dann bei Coty zu Hause, in dem auch ihr Großvater lebt, und der ist Deutscher, und mit dem hab ich dann noch geredet und er sagt, wenn ich Probleme habe kann ich immer zu ihm kommen, und das hat mich irgendwie total glücklich gemacht in dem Moment. Jemanden zu kennen der meine Sprache versteht. Dann haben wir meine Uniform gekauft, recht teuer, Jacke, Poloshirt, Rock und Socken für ca. 100 Euro. Sieht sowasvon scheiße aus, und dazu kommt noch das die Schule sehr streng ist was das Aussehen angeht (katholisch halt). Das heißt : Kein großer Schmuck, kein Nagelack , kein MAKE UP(!!), und Haare niemals offen. So sehe ich wirklich aus wie gerade aus dem Bett gekommen, aber was soll ich machen. Das nervt mich ein bisschen, kann ich aber auch schlecht so sagen.
Schule an sich war ganz lustig. Die ist nur 2km vom Haus entfernt. Morgens werden wir gefahren und Mittags laufen wir. Als ich reinkam ist uns direkt die Direktorin entgegen gekommen, und sie wusste auch schon, wer ich bin. Wir sind dann ins Lehrerzimmer und ich wurde erstmal der gesamten Kollegenschaft vorgestellt (in mehr oder weniger gutem Englisch). Dann mussten sich alle Schüler versammeln und zusammen die Nationalhymne singen und die argentinische Fahne hissen. Jeden Tag. Und jeder, wirklich jeder hat mich angeguckt als komm ich vom Mars oder so. Ich falle auch ziemlich auf mit meinen Stroh-Haaren und meiner Käse Haut.
Meine Klasse ist nett. Die Jungs sind lustig, und die meisten Mädchen sind auch ganz süß. Alle stehen die ganze Zeit bei mir und fragen mich Sachen (manchmal auch ziemlich ziemlich dumme Sachen). Wir haben dann im Englisch Unterricht so eine Frage-Antwort-Runde gemacht, wo ich mich nach vorne stellen musste, aber die ganzen Blicke war ich da schon gewöhnt.
Wirklich wirklich jeder, auch die kleinen in der Pause und die anderen Klassen, starrt. Ich hoffe das gibt sich in ein paar Tagen.
Unterricht ist auch sehr anders. Alle reden durcheinander, nichts mit Respekt vor Lehrern oder straffes Programm, ich frage mich echt wie die was lernen, wenn die 30 min brauchen, um eine Aufgabe nur abzuschreiben. Vielleicht war das auch nur heute so, werd ich weiter beobachten, hab ja genug Zeit und Langeweile in der Schule.
Jetzt ist es schon 00:37, und meine Gastmutter hat heute Geburtstag :-)))))))) Wir fahren um 4 Uhr nachtmittags und kaufen ein Geschenk für sie. Am Ende der Woche erzähl ich mehr aus dem Alltag hier.
Leider gibt es von dem Schultag keine Fotos, aber ich kann schlecht am ersten Tag mit einer Kamera durch die Gegend laufen, aber die kommen noch, keine Sorge.
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