In diessem Post möchte ich nichts erzählen - obwohl doch, irgendwie auch schon. Ich will darüber schreiben, wie froh wir eigentlich sein können, in Deutschland zu leben.
Erst einmal: Ich liebe Argentinien, und auch wenn ich noch nicht viel kenne, kann ich mir vorstellen, das ich auch den Rest Südamerikas lieben würde und werde. Argentinien hat so viele wunderschöne Landschaften, aufregende Städte und von der Art und Weise, der Offenheit, Gelassenheit und vielen mehr, kann sich so mancher Deutscher eine dicke Scheibe abschneiden! Aber darum soll es jetzt nicht gehen.
Bevor ich los geflogen bin hab ich nur die negativen Seiten an Deutschland gesehen, und so ging es wohl allen ATS. Ich war, man kann es so sagen, echt genervt von dem deutschen Alltag, und hatte Fehrnweh nach was neuem und Fremden. Aber in der Zeit, in der ich hier bin, hab ich eins gemerkt, nämlich das Deutschland gar nicht so doof ist.
Wir wissen so viele Sachen gar nicht zu schätzen. Fangen wir mal morgens an (Sorry wenn ich so einiges verallgemeiner). Wir werden alle von unseren Smartphones geweckt. Die können wir uns leisten, weil Elektronik in Deutschland wirklich, wenn man es mit ärmeren Ländern vergleicht, nicht teuer ist. Mein iPhone kennen die hier nur aus dem Fehrnsehen. Dusche - keine 30 sec und wir haben schönes warmes Wasser. Erstmal Facebook checken - ich meine wer hat den bitte kein WiFi ?!
Dann kommen wir irgendwie zur Schule oder zur Arbeit, ein mal zum Beispiel mit dem eigenen Auto, einem, das TÜV geprüft ist und einen sicher durch das geregelte Verkehrssystem bringt - ein absoluter Luxus! Oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die wir super in unseren Zeitplan einordnen können, da es einen Fahrplan gibt (und ab heute wird sich bei 3 Minuten Verspätung nicht mehr beschwert!!!). Man muss nicht mindestens ne halbe Stunde Luft haben, da vielleicht kein Bus kommt. Mit dem Zug bin ich in unter einer Stunde in Bremen, und das sogar für wenig Geld und (meistens) mit Sitzplatz. Wie cool ist das bitte. Inzwischen hat fast jedes Dorf einen Bahnhof.
Wenn wir durch die Straßen laufen, dann können wir fast ohne Bedenken unser Handy rausholen, ohne Angst zu haben, überfallen zu werden. In der Schule können wir eine gute Bildung erwarten, ohne für die Schule zu zahlen. Und auch wenn sich die Schlaumeyers über das deutsche Schulsystem beschweren, ist es eigentlich super, wenn man bedenkt, das meine Gastfamilie jeden Monat Geld dafür zahlt, das ihre Töchter auf eine einigermaßen gute Schule gehen können, und die Chance haben, etwas anderes mit ihrem Leben zu machen, als einen Kiosk zu eröffnen. Die Mehrheit der Deutschen kann Englisch, viele sogar noch eine zweite Fremdsprache. Hier kommt man schwer über 'Hello, my name is' hinaus. Oder man zahlt für privaten Unterricht, mit Geld, das man nicht hat.
In der Theorie muss keiner in Deutschland Angst haben, auf der Straße zu sitzen, nichts zu Essen zu haben oder im Notfall nicht medizinisch Versorgt zu werden. Damit sind wir so vielen Ländern vorraus.
Nach der Schule noch schnell mit Freunden in die Stadt, ins Vapiano und ein bisschen shoppen. Hier kriegt fast kein Jugendlicher Taschengeld und dank der Regierung ist es auch unglaublich schwer für unter 18 Jährige einen Nebenjob zu finden. Bei H&M und diversen anderen Kleidungsketten kriegt man für wenig Geld einigermaßen gute Qualität und vorallem schöne Sachen. Hier ist es einfach : Wer schöne Sachen will, muss viel Geld ausgeben. Oder auf dem Schwarzmarkt gucken. Für die Mädchen gibt es gute Kosmetik zum kleinen Preis, da viel in Deutschland produziert wird. Hier ist das alles sehr teuer, vorallem die Import Produkte und Preise können jeden Tag steigen.
Abends nach dem Abendessen ist schnell Feierabend, weil man ja alles schnell in die Spülmaschine schmeißt und fertig. Sogar das kommt einem manchmal noch vieeel zu viel Arbeit vor. Aber dann hat man noch nie Geschirr von einem 8-Personen-Abendessen gespült. Und da wird sich nicht beschwert. Ist halt so. Jeden Tag.
Dann verschwindet man in sein eigenes Zimmer. Wie asozial und arm wäre man denn, wenn man sich ein Zimmer teilen müsste. Hier ist das ganz normal, man ist eh nicht viel auf seinem Zimmer sondern sitzt eher zusammen. Ich sag ja nicht das man das muss, ich bin auch gerne alleine, aber wir sehen es als selbstverständlich, das wir einen Rückzugsort haben, ganz für uns.
Wirklich, so viele Dinge, die ich früher einfach null zu schätzen wusste. Die Freiheiten, die mir meine Eltern gegeben haben. Das ich mich mit den Leuten treffen darf, mit denen ich will (gerade bei der Kombination Junge + Mädchen alleine stößt man hier auf ein kleeines Problem). Das ich fast überall übernachten darf. Das mich meine Eltern fahren und abholen. Das es immer Geschenke zu Weihnachten und zum Geburtstag gibt. Ich könnte noch ewig weiter machen.
Natürlich funktionieren auch einige Sachen in Deutschland nicht, aber irgendwo ist das Gras immer grüner als im eigenen Garten. Aber wenn man mal so überlegt, was wir alles haben können machen - wow.
Jetzt kommt es wahrscheinlich so rüber, als würde ich Argentinien scheiße finden. Aber nein, um zu erzählen, was hier besser läuft, bräuchte ich einen extra Post, und er kommt bestimmt irgendwann noch, mit Sicherheit! Das musste ich einfach mal loswerden, und ich glaube, sein Zuhause schätzen zu lernen ist auch ein wichtiger Teil des Auslandsjahres, über den man viel zu wenig redet.
Y con esto, buenas noches !
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